Grundsätze der Dialoggestaltung
Vorbemerkung
Die Internationale Norm DIN EN ISO 9241-110 behandelt die ergo-nomische Gestaltung von Software. Sie beschreibt allgemeine ergonomische Grundsätze, die unabhängig von einer bestimmten Dialogtechnik sind, aber gemäß ISO 9241 angewandt werden sollten.
Die folgenden Grundsätze sind für die Gestaltung und Bewertung eines Dialogs als wichtig erkannt worden. Sie beziehen sich zwar vorrangig auf Anwendungen. Die Prinzipien sind jedoch auf informative und insbesondere auch auf interaktive Webseiten übertragbar.
Aufgabenangemessenheit
Ein System ist aufgabenangemessen, wenn es die Erledigung der Arbeits-aufgabe des Benutzers unterstützt, ohne ihn durch Eigenschaften des Dialogsystems unnötig zu belasten.
- Die Mensch-Maschine-Kommunikation verläuft in der Sprache des Aufgabenbereichs des Anwenders. Die Sprache orientiert sich an Begriffen, die der Anwender bereits kennt.
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Der Benutzer kann sich auf die Aufgabenlösung konzentrieren, ohne
viel Anstrengung für die Systembeherrschung aufwenden zu müssen. - Die Benutzungsschnittstelle ist so gestaltet, dass sie die realen Arbeits-abläufe eines Benutzers nachempfindet.
Selbstbeschreibungsfähigkeit
Ein System ist selbstbeschreibungsfähig, wenn dem Benutzer auf Verlangen Einsatzzweck sowie Leistungsumfang des Dialogsystems erläutert werden können, und wenn jeder einzelne Dialogschritt unmittelbar verständlich ist oder der Benutzer auf Verlangen zu dem jeweiligen Dialogschritt entsprechende Erläuterungen erhalten kann.
- Jede Aktion des Benutzers zieht ein angemessenes System-Feedback nach sich. Bei möglicherweise folgenschweren Benutzeraktionen bietet das System Erklärungen und verlangt eine Bestätigung.
- Es ist erkennbar, welche Eingaben das System aktuell erwartet.
- Es existiert ein situationsabhängiges Hilfesystem, das unbekannte Begriffe erläutert und Informationen zu möglichen und zielführenden Benutzeraktionen bietet.
Steuerbarkeit
Ein System ist steuerbar, wenn der Benutzer die Geschwindigkeit des Ablaufs, sowie die Auswahl und Reihenfolge der Arbeitsmittel oder Art und Umfang von Ein- und Ausgaben beeinflussen kann.
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Prozessabläufe sind bezüglich Tempo und Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte
nicht vom System vorgegeben, sondern stehen unter
der Kontrolle des Benutzers. - Laufende Prozesse können abgebrochen werden.
- Mindestens der letzte Arbeitsschritt kann rückgängig gemacht werden.
Erwartungskonformität
Ein Dialog ist erwartungskonform, wenn er den Erwartungen der Benutzer entspricht, die sie aus bisherigen Erfahrungen mitbringen (zum Beispiel Arbeitsabläufe, bisheriger Umgang mit anderen Systemen oder Versionen des Systems, Schulungen).
- Der Benutzer profitiert von Vorwissen und Erfahrung aus dem Aufgaben-bereich sowie aus dem Umgang mit anderen Computersystemen.
- Dialoge für ähnliche Aufgaben sind ähnlich, so dass der Benutzer gemeinsame Strategien zur Aufgabenlösung entwickeln kann.
- Zusammengehörigen Anwendungen liegen dieselben oder zumindest ähnliche Bedienkonzepte zugrunde, so dass der Benutzer einmal Erlerntes auf andere Anwendungen übertragen kann.
Fehlerrobustheit
Ein System ist fehlerrobust, wenn trotz erkennbar fehlerhafter Eingaben das beabsichtigte Arbeitsergebnis mit minimalem oder ohne Korrektur-aufwand erreicht wird. Dazu müssen dem Benutzer die Fehler zum Zweck der Behebung verständlich gemacht werden.
- Die Anwendung unterstützt den Benutzer, Eingabefehler zu vermeiden bzw. zu entdecken.
- Es existiert eine Funktion, die dem Benutzer erlaubt, Dialogschritte rückgängig zu machen. Dadurch wird der Benutzer ermutigt, auch neue, ihm noch unbekannte Teile des Systems zu erkunden.
- Folgenschwere und irreversible Anweisungen müssen vor der Ausführung noch einmal bestätigt werden, um deren versehentliche Ausführung zu vermeiden.
Individualisierbarkeit
Dialogsysteme unterstützen die Individualisierbarkeit, wenn die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Benutzers möglich ist.
- Auswahl aus unterschiedlichen Arten der Darstellung bestimmter Informationen je nach Nutzungskontext oder Vorlieben möglich.
- Neulinge, Gelegenheitsbenutzer und erfahrene Benutzer werden gleichermaßen unterstützt. Hierfür werden parallel alternative Interaktionstechniken für dieselbe Funktion angeboten (zum Beispiel Klappmenü / Kontextmenü / Doppelklick / Tastenkombination) und Customization.
- Der Benutzer kann die Menge und den Detaillierungsgrad zusätzlicher Information (zum Beispiel Erläuterungen, Fehlermeldungen) je nach Kenntnisstand und Informationsbedürfnis selbst wählen.
Erlernbarkeit
Dialogsysteme unterstützen die Erlernbarkeit, wenn sie den Benutzer durch den Lernprozess führen und die dabei aufzuwendende Lernzeit minimieren. Die Reduktion der Komplexität und Erhaltung der Konsistenz sind hierfür Voraussetzungen.
- Dem Benutzer werden Regeln und grundlegende Konzepte des System-gebrauchs vermittelt. So kann der Benutzer eigene Nutzungsstrategien entwickeln.
- Abkürzungen und Kurzbefehle sind sinnfällig und griffig.
- Die Struktur der Anwendung sollte soweit wie möglich die reale Welt widerspiegeln.